Maurizio Cattelans Banane mit Klebeband soll bei Sotheby’s für einen geschätzten Preis von 1,5 Millionen Dollar verkauft werden.
Man könnte meinen, die Kunstwelt habe schon alles gesehen, doch dann kommt Maurizio Cattelan und klebt eine Banane an die Wand. Mit einem einfachen Streifen Klebeband erschuf er 2019 ein Werk namens Comedian, das weniger nach Meisterwerk klingt und mehr nach einem gut gelungenen Scherz unter Freunden. Doch während der Durchschnittsbürger vielleicht eine Augenbraue hebt, legte die Kunstszene einen anderen Enthusiasmus an den Tag: Bei der Art Basel Miami Beach wechselten gleich zwei Exemplare des „Werks“ den Besitzer – für stolze 120.000 Dollar pro Stück! Da war die eine Banane nun in den Händen der Cox-Familie aus Miami, die andere in den Räumlichkeiten von Sarah Andelman, der Gründerin der Pariser Boutique Colette. Ein echtes Sammlerstück, könnte man meinen.
Doch es geht noch absurder. Eine Edition der berühmten Banane wurde 2020 sogar anonym dem Guggenheim Museum geschenkt. Anonym – denn wer möchte sich schon offiziell als der edle Spender einer 30-Cent-Banane outen? Denn genau das war sie: eine Supermarktbanane, erworben für einen Bruchteil des Preises, den sie in der Kunstwelt erzielte. Dennoch war der Andrang so groß, dass das „Werk“ kurzerhand aus der Ausstellung entfernt werden musste – zur allgemeinen Beruhigung der Sicherheitskräfte und Besucher.
Nun steht das letzte von drei Exemplaren bereit, um unter den Hammer zu kommen, und die Preisprognose lässt auch hier den Atem stocken: 1 bis 1,5 Millionen Dollar. Wer auch immer diese Banane ersteigern wird, erhält als Bonus eine Rolle Klebeband und detaillierte Anweisungen zur Pflege des Meisterwerks. Denn, wie es sich für ein solches Werk gehört, muss sowohl das Klebeband als auch die Banane regelmäßig ersetzt werden. Frische Banane, frischer Klebestreifen – Kunst will schließlich gehegt und gepflegt sein.
Man könnte sich also fragen: Ist das die Krönung der Konzeptkunst oder einfach nur ein grandioser Streich, der die Absurdität des Kunstmarktes entlarvt? Vielleicht ist es beides. Doch eins ist sicher: Der kunstvolle „Gag“ hat es weit gebracht – weiter, als sich so mancher Künstler mit echten Pinselstrichen erträumen würde.
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